… die Schülerinnen und Schüler, Haltung zu zeigen und zu bewahren. In einem Gespräch, das Rosa (12. Jg.) im Rahmen einer selbstgestellten Aufgabe mit dem Liedermacher führte, blickte er zurück auf seine Rolle in der Opposition in der DDR und die ersten Jahre nach der Ausbürgerung in der Bundesrepublik. Aus seinen Erfahrungen zog er schließlich Lehren für die Gegenwart, die einen scharfen und kritischen Blick auf die heutige Politik und Gesellschaft verrieten.Auch denjenigen, denen die DDR nur noch aus dem Geschichtsunterricht bekannt ist, führt Wolf Biermann lebendig vor Augen, was es hieß, als überzeugter Kommunist eine kritische Position gegenüber einer Regierung einzunehmen, die den Anspruch verfolgte, den Sozialismus zu verwirklichen, dazu aber die Mittel einer Diktatur einsetzte.
Der in Hamburg geborene Liedermacher, der mit 17 Jahren aus Überzeugung von der Bundesrepublik in die DDR übersiedelte, erinnerte sich im Gespräch zunächst an die eigene Schulzeit, in der er trotz seiner Klugheit schlechte Noten schrieb und, statt zu lernen, mit den anderen „Platzhirschen“ um die schönsten Mädchen auf dem Schulhof buhlte. Damit lud er viele Schülerinnen und Schüler zur Solidarität und Identifikation ein, bevor er ihnen erzählte, dass er sich aber schon als Schüler, als junger Kommunist, für eine Mitschülerin, eine junge Christin, einsetzte und wortwörtlich gegen die Schulleitung und die örtliche Parteileitung aufstand. In seinem Protest gegen die Parteilinie verwies der junge Biermann auf das Schicksal seines in Auschwitz ermordeten Vaters, der wie auch Biermanns Mutter von der Idee des Kommunismus überzeugt gewesen war. Ein Schicksal, das ihm seine eigene Mutter vor Augen führte, wenn sie ihm zeigen wollte, dass er aus seinem Leben etwas machen und sich für eine bessere Gesellschaft einsetzen solle.
Diese Worte im Hinterkopf behaltend, bleibt er seiner kritischen Haltung gegen jede Form der Unterdrückung bis heute treu, wie im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern wiederholt deutlich wurde. Mit seinem sprachlichen Witz und seiner plastischen Erzählweise erzeugte der berühmte Dichter in der Aula des WdG ganz bewusst eine Stimmung, die zwischen Begeisterung, Belustigung, Andacht, mitunter auch Bewunderung changierte. Und so lauschten Schülerinnen und Schüler von der 6. bis zur 12. Klasse fasziniert den Worten eines Mannes, der sich selbst als „jungen Greis“ bezeichnete und ihnen so überaus vital vor Augen stand. Eines Mannes, der für sie aber zugleich ein bewegender Teil einer Epoche der deutschen Geschichte ist, an die sich selbst nicht mal alle anwesenden Lehrerinnen und Lehrer lebendig erinnern können. Deshalb sei Rosa noch einmal herzlich gedankt, dass sich alle Anwesenden zukünftig immer dieser zwei Stunden erinnern dürfen.