Selten waren die Texte, die Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs beim jährlichen Poetry Slam vortrugen, so politisch wie 2019. Das in der Studienzeit entstandene Gedicht eines Schülers setzte sich etwa mit dem Jugendwort „lindnern“ auseinander, um dann die Frage zu verhandeln, ob sich Jugendliche politisch engagieren sollen oder doch zu bequem sind, Verantwortung zu übernehmen. Daneben hörte das Publikum einen berührenden Text zur Flüchtlingssituation, der die uns so selbstverständlich erscheinende Freiheit als höchstes Gut pries. Eine Schülerin reflektierte kritisch die Bedeutung und den Sinn von Schulnoten vor allem im Hinblick darauf, was sie über den Wert eines Menschen aussagen, nämlich nichts, und warum gute Noten trotzdem so heiß begehrt sind. Die Gunst der Jury und des Publikums, das vor allem aus Abiturienten bestand, hat dann zum Schluss ein Text gewonnen, der in satirisch-ironischer, aber auch liebevoller Weise auf die eigene Schulzeit zurückblickte. Der knappe Sieg zeigt, dass angesichts des nahenden Abiturs bei den Zwölftklässlern momentan die ambivalenten Gefühle von Euphorie, es bald geschafft zu haben, und aufkeimendem Abschiedsschmerz doch überwiegen.