Das Fest der Künste bewegt

 

Wenn der Schulleiter auf den Abend mit einem Verweis auf Heinrich Breloers „Brecht“-Film einstimmt, wird im Publikum die Erwartung geweckt, dass das diesjährige „Fest der Künste“ unter einem politischen Stern steht, dass hier Kunst unter ihrem aufklärerischen Nutzen gesehen wird. Und wahrlich wurde das Fest diesem Anspruch in mehrfacher Hinsicht gerecht. So reflektierten die Kunstkurse des 9. Jahrgangs in Bildern, ob Schule auch ein politischer Raum sei, und traten dabei mit Texten von Schülerinnen und Schülern der Oberstufe in einen Dialog. Die achten Klassen luden das Publikum zu Führungen durch ihre Ausstellung zum Thema „Nachhaltigkeit“ ein. Und schließlich inszenierte das Babel-Profil (S 4) ästhetisch anspruchsvoll die Ringparabel aus Lessings „Nathan der Weise“. Dass zur Kunst neben dem „prodesse“ immer auch das „delectare“ gehört, zeigten das große Orchester und der Chor des WdG.Sie bewegten ganz gegen das Anliegen Brechts die Gemüter des Publikums mit ihren Versionen von Totos „Africa“ und John Rutters „Look at the world“. Emotional geradezu anrührend wirkten die a capella – Stücke, die der Kammerchor und der große Chor zu Gehör brachten. Das Wahrnehmungsprofil (S 4) begeisterte mit einer performativen Modenschau, in der die Schülerinnen selbst gestaltete Kostüme aus Verbrauchsmaterialien und Müll präsentierten, bevor die Big Band „Finest Vocal Jazz“ spielte. Das Publikum lauschte dem „Pink Panther“ und klatschte beschwingt zu Klassikern des Soul. Und bei aller Leichtigkeit, in der der vergnügliche Abend ausklang, war auch hier eine politische Haltung hörbar: drei Schülerinnen sangen, von der Big Band kongenial begleitet, selbstbewusst Aretha Franklins emanzipatorischen Song „Respect“.