Bildende Kunst am WdG – ein Fach mit Profil!

Wir führen zum Abitur! (Zur Stundenverteilung)

In der Tradition der Ideen des Hamburger Kunsthistorikers Alfred Lichtwark ermöglichte das Walddörfer Gymnasium seinen Schülerinnen und Schülern im Jahr 1952 als erstes Gymnasium Hamburgs, im Fach Kunst (oder einem anderen musischen Fach) das Abitur abzulegen. Mit dem Profil „Wahrnehmung“ hat sich das WdG die Option auf ein Abitur im Fach Bildende Kunst bis heute erhalten. Kunst ist hier mit Psychologie (beides vierstündig) profilgebendes Fach. Diese beiden Fächer werden ergänzt durch Theater als weiterem, zweistündigen Profilfach sowie einer zweistündigen Seminarzeit, in der fachspezifische sowie abiturrelevante Lernstrategien und Arbeitsmethoden trainiert werden.

Darüber hinaus wird das Fach Bildende Kunst am WdG in Jahrgang 5 und 6 alternierend mit Theater in drei Halbjahren mit zwei Wochenstunden unterrichtet. In Jahrgang 7 und 8 erfolgt der Unterricht durchgängig zweistündig. Ab Jahrgang 9 können die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Neigungen in Wahlpflichtkursen von Malerei und Bildhauerei bis zum Trickfilm individuelle Schwerpunkte setzen und haben dabei die Möglichkeit, Kunst vierstündig in der Woche zu belegen.

 

Wir bilden Persönlichkeiten! (Zum kunstpädagogischen Selbstverständnis)

Ein zentrales Ziel des Faches Kunst am WdG ist es, auf der Ebene der Produktion das künstlerische Handlungsvermögen unserer Schülerinnen und Schüler durch das Vertrautmachen mit vielfältigen künstlerischen Handlungsfeldern zu erweitern. Im Zuge dessen haben traditionelle künstlerische Ausdrucksformen wie Zeichnung, Malerei, Bildhauerei und Druckgrafik ebenso ihren Raum wie zeitgenössische Strategien, so etwa Installation, Performance, Street Art, Konzeptkunst, Fotografie oder digitale Kunst. Dabei werden Techniken und künstlerische Verfahren nicht um ihrer selbst Willen vermittelt, sondern sind stets eingebunden in Fragestellungen aus den Bereichen der kulturellen Bildung, der Kunstgeschichte oder der zeitgenössische Kunst sowie Stadtentwicklung (Architektur) und Alltagskultur (Design).

Hierzu werden auf der Ebene der Rezeption besonders die Bild- und Kulturkompetenz unserer Schülerinnen und Schüler gefördert, um sich im System von Menschen gemachter kultureller Bilder und Codes zu orientieren und auszudrücken. Die Auseinandersetzung mit Kunst hat hier die Funktion, die bekannten Sehgewohnheiten und Handlungsmuster zu hinterfragen und in Orientierung an künstlerischen Strategien eigenständig und kooperativ eigene Fragestellungen und Arbeitsvorhaben zu entwickeln.

Damit die Lernenden zudem befähigt werden, ihren eigenen künstlerischen Prozess zu reflektieren und ihre gestalterischen Entscheidungen zunehmend differenziert und bewusst zu begründen, sind Produktion und Rezeption immer begleitet durch eine kriteriengeleitete Reflexion. Diese erfolgt in der Unterstufe durch das mündliche Präsentieren und Beurteilen eigener und fremder Arbeiten. In der Mittelstufe wird dies ergänzt durch das Verfassen von Konzeptpapieren oder Portfolios und mündet in der Oberstufe in Künstlerkonferenzen sowie im Führen eines semesterbegleitenden Kunstbuches. Darin wird der individuelle künstlerische Prozess von der Ideenfindung über Skizzen, Inspirationsquellen, Bildsammlungen oder wissenschaftliche Recherchen bis hin zum fertigen Produkt dokumentiert und in Bezug auf den damit verbundenen Lernfortschritt reflektiert. Aktuelle Beispiele aus dem Kunstunterricht finden Sie hier.

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Wir fördern Selbststeuerung und Mündigkeit! (Kunstunterricht und Studienzeit)

Für das Fach Bildende Kunst am WdG stellt die Studienzeit als offenes Unterrichtsformat eine einzigartige Möglichkeit dar, einen Beitrag zu einer „Erziehung zur Mündigkeit“ zu leisten. Da hier die Schülerinnen und Schüler (und nicht die Lehrkräfte) im Zentrum stehen und ihr Lernen selbst organisieren, bietet die Studienzeit einen idealen Rahmen, um handlungsorientierte Aufgabenformate zu konzipieren und zu erproben, die in hohem Maße und über einen längeren Zeitraum hinweg auf eigenständiges, selbstgesteuertes und ästhetisch-forschendes Lernen zielen. Unser Schülerinnen und Schüler sind dabei aufgefordert, selber zu experimentieren, auszuprobieren und herzustellen, um sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von einer Sache/ einem Thema/ einer Fragestellung zu machen und diese über ihr aktiv ästhetisch-forschendes Tun zu begreifen.

Die hierbei erworbenen, zu einem Großteil über diffuse, wahrnehmungsbezogene Eindrücke eher „erspürten“ als rational durchdrungenen Erfahrungen und Erkenntnisse werden in der Auswertungswoche im Sinne einer kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik fruchtbar. Hier müssen sie von den Schülerinnen und Schülern zunächst in begriffslogisch strukturierte Zusammenhänge übersetzt werden: Was habe ich da eigentlich genau gemacht? Im Vergleich mit den Ergebnissen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler werden zudem Differenzen in den Lösungsansätzen zu Themen wie „Haut und Körper“, „Farbe“, „Raum“, „Schönheitsideale“, „Geschlecht“, „Wohnen“ oder „Tier“ erkennbar und es kommen unterschiedliche Auffassungen und Sichtweisen von ein und der selben Sache zur Sprache. Dieses Spannungsverhältnis gilt es auszuhalten und mit Blick auf die parallel im Unterricht dazu behandelten Sichtweisen aus Kunst und Alltagskultur in Beziehung zu setzen.

Diese oft als störend empfundenen Differenzerfahrungen sind besonders wichtig, denn sie halten die Lernenden dazu an, ihre Komfortzone zu verlassen und ihre gewohnten Denk- und Handlungsschemata zu erweitern. Dies erzeugt Widerstände, ist aber zugleich notwendig, um auf der Basis dieser selbstgemachten Erfahrungen und gleichzeitig erlebten Andersartigkeit zu eigenständigen, nicht vorgefertigten Weltbildern und Denkleistungen zu gelangen und damit zu einer mündigen Persönlichkeit zu werden. Dieser Prozess kann sowohl im Kunstunterricht als auch in der Studienzeit in besonderem Maße gelernt und trainiert werden.

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Wir eröffnen ästhetische Erfahrungsräume! (Kunstunterricht und Kabinettsystem)

Der Kunstunterricht am Walddörfer Gymnasium findet in vier großen Kabinetten statt. Diese fungieren zum einen als klassische Fach- und Lernräume, verfügen aber zum anderen über einen besonderen Werkstattcharakter, in dem unseren Schülerinnen und Schülern bereits durch die räumliche Ausstattung unterschiedliche sinnliche und handlungsorientierte Erfahrungsangebote gemacht und ihre Eigenaktivität angeregt wird.

Darüber hinaus verfügt das WdG über ein Fotolabor, eine Keramikwerkstatt, zwei Medienräume für die Bearbeitung digitaler und filmischer Projekte sowie diverse weitere Räume, die z. B. durch ihre Bühnenausstattung in Kooperation mit dem Fach Theater für performative, kuratorische oder individuelle Arbeitsvorhaben genutzt werden können.

 

Wir gehen raus! (Kunstunterricht und außerschulische Lernorte)

Die Förderung künstlerisch begabter Schülerinnen und Schüler sowie die erfolgreiche Teilnahme an regionalen und überregionalen Wettbewerben spielt im Kunstunterricht des WdGs eine wichtige Rolle. So werden mehrmals im Jahr interessierte Schülerinnen und Schüler ausgewählt, um an dem Kunstlabor der Deichtorhallen teilzunehmen. Das ist eine Projektwoche, in der sich die Teilnehmenden sowohl theoretisch als auch praktisch sehr intensiv mit zeitgenössischer Kunst auseinandersetzen und zugleich eine von Hamburgs wichtigsten künstlerischen Institutionen hautnah erleben können. Eine Erfahrung, die jedes Mal eine außergewöhnliche Bereicherung für alle Beteiligten darstellt.

Auch darüber hinaus wird im Kunstunterricht großer Wert darauf gelegt, das Schulgebäude zu verlassen und vor Ort zu arbeiten. „Vor Ort“ meint dabei den Besuch von Museen, aktuellen Kunstausstellungen, Archiven und künstlerisch orientierten Hochschulen sowie die damit verbundene Möglichkeit, hier Experten zu befragen. Darüber hinaus beinhalten zahlreiche Unterrichtsthemen Erkundungstouren und Rundgänge in die nahegelegene Horst, den angrenzenden Stadtteil oder die Hamburger Innenstadt, um sich hier mit Fragen zu Stadtplanung oder künstlerischen Eingriffen in die Landschaft zu beschäftigen und Überlegungen darüber anzustellen, was hier fiktiv oder ganz real geschehen oder entstehen sollte, könnte, müsste.

Johanna Tewes, Fachleitung Bildende Kunst

Kontakt: johanna.tewes@wdg.hamburg.de